Führung neu denken: Warum das klassische Führungsbild Mitarbeiter und Leader überfordert

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Eine McKinsey-Studie aus dem Jahr 2022 zeigt: 40 Prozent aller Mitarbeiter sind unzufrieden mit ihrer Führungskraft. Ein alarmierender Wert und doch kaum überraschend, wenn man einen Blick auf die Erwartungen wirft, die heute an die Führung gestellt werden.

Führungskräfte sollen alles können, alles wissen, alles lösen. Sie sollen inspirieren, coachen, führen, zuhören, entscheiden und gleichzeitig die Transformation vorantreiben. Doch ist es realistisch, all diese Rollen dauerhaft in einer Person zu vereinen?

Die zentrale Frage lautet: Ist unser Führungsbild noch zeitgemäß?

Wenn so viele Menschen mit ihrer Führung unzufrieden sind, stellt sich nicht nur die Frage nach individuellen Kompetenzen, sondern vor allem nach dem System:
Was erwarten wir von Führung und ist dieses Bild überhaupt noch wirksam in einer komplexen, dynamischen Arbeitswelt?

Denn: Es ist nicht immer die Führungskraft, die nicht genügt. Vielmehr sind es oft überhöhte, widersprüchliche Erwartungen, die zu Überforderung führen – auf beiden Seiten.

Der Quickcheck: Was Führungskräfte heute alles sein sollen

In der Realität moderner Organisationen übernehmen Führungskräfte nicht nur eine, sondern gleich mehrere Rollen gleichzeitig:

  • Visionär: der Wegweiser für Richtung, Sinn und Strategie
  • Coach und Mentor: der Begleiter individueller Entwicklung
  • Kommunikator: der Brückenbauer zwischen Teams, Ebenen und Interessen
  • Change Agent: der Motor für Transformation und Innovation
  • Entscheidungsträger: der schnelle Analytiker und Risikomanager
  • empathischer Führer: der Mensch mit emotionaler Intelligenz
  • Kulturwächter: der Hüter von Werten, Zusammenhalt und Zugehörigkeit

Diese Rollenvielfalt klingt inspirierend, ist aber in der Praxis oft überfordernd. Denn jede einzelne dieser Rollen verlangt unterschiedliche Fähigkeiten, Perspektiven und Energieformen.

Was passiert, wenn das Bild zu ideal wird?

  • Führungskräfte fühlen sich ständig ungenügend.
  • Mitarbeiter sind enttäuscht, wenn eine Rolle mal nicht erfüllt wird.
  • Organisationen entwickeln blinde Flecken – etwa, wenn emotionale Führung überbetont und strategische Klarheit vernachlässigt wird.

Es ist Zeit für ein neues Führungsverständnis

Wir brauchen ein Führungsbild, das weniger auf Heldenfiguren und mehr auf Ko-Kreation und Zusammenarbeit setzt. Statt „die perfekte Führungskraft“ zu erwarten, sollten wir anfangen, Führung als geteilte Verantwortung zu denken.

Dazu gehören:

  • realistische Rollenklarheit,
  • reflexive Selbstführung
  • und bewusste Delegation.

Nicht jede Führungskraft muss alles abdecken, aber das Team insgesamt sollte alle notwendigen Rollen repräsentieren.

Führung heißt: Ergebnisse gemeinsam ermöglichen und nicht alles allein leisten

In einer idealisierten Welt scheint eine Führungskraft erst dann gut, wenn sie für alles da ist, jederzeit verfügbar, maximal empathisch und gleichzeitig strategisch brillant agiert. Doch echte Führung zeigt sich oft in anderen Momenten:

  • In einem klar geführten Gespräch, das Orientierung gibt.
  • In der Entscheidung, Aufgaben bewusst abzugeben.
  • In der Reflexion über die eigene Wirkung, auch wenn sie unbequem ist.
  • In der Fähigkeit, sich selbst nicht zu überfordern, sondern den Rahmen für Wirksamkeit zu gestalten.

Das Ziel von Führung sollte nicht Perfektion sein, sondern Klarheit, Dialog und verantwortungsvolle Gestaltung.

Was bedeutet das für Organisationen?

Wenn wir Führung neu denken wollen, braucht es nicht nur neue Erwartungen, sondern neue Rahmenbedingungen:

  • Führung als Teamleistung: Warum nicht bestimmte Rollen bewusst auf mehrere Personen aufteilen?
  • Führungskräfte-Entwicklung als Identitätsarbeit: Weniger Toolsets, mehr Selbstreflexion.
  • Klare Kommunikation von Erwartungen: Was darf das Team von mir erwarten und was nicht?

Und nicht zuletzt: Eine Kultur, die Fehler, Widersprüche und Grenzen nicht als Schwäche, sondern als Teil gesunder Führung begreift.

Führung muss nicht alles – sie muss das Richtige wollen

Die 40 % Mitarbeiter, die mit der Führung nicht zufrieden sind, sollten uns nicht entmutigen, sondern anspornen, das System zu hinterfragen. Führung darf neu verhandelt, verteilt und realistisch gedacht werden – nicht aus Anspruchslosigkeit, sondern aus dem Wunsch nach echter Wirksamkeit.

Wer heute führen will, braucht keine Allmachtsfantasie, sondern Haltung, Dialogfähigkeit und den Mut, gemeinsam mit dem Team Lösungen zu gestalten.

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